Ausstattung: Taschbuchformat, Softcover, insgesamt über 1.000 Seiten.

Ein Held wider Willen
Der Blanvalet Verlag hat, wie bei den anderen Büchern der Reihen Vergessene Reiche (Forgotten Realms) und
Drachenlanze (Dragonlance), aus nicht näher erklärten Gründen die Trilogien auf sechs Bücher
ausgeweitet. Dies stellt für den interessierten Leser natürlich eine zusätzliche finanzielle Belastung
dar. Knapp 37€ muss der deutsche Leser für die Dunkelelf-Reihe investieren. [Dieses Prinzip wurde erst mit
den neuen Teilen der Vergessene Welten-Saga aufgegeben - AdR].
Vorweg muss man allerdings darauf hinweisen das die Dunkelelf-Reihe von R.A. Salvatore wirklich gut ist und
auch entsprechend übersetzt wurde. Sprachliche Absonderlichkeiten wie in den Warhammer-Romanen (allen voran
Space Marine) aus dem Heyne Verlag sind nicht zu finden.
Dabei ist zu bemerken, das R.A. Salvatore nicht nur die Dunkelelfensaga schrieb, sondern auch alle anderen auf
deutsch im Blanvalet Verlag erschienen Teile der Vergessenen Reiche-Reihe [Außer den Mord in...-Romanen sowie
den noch zu übersetzenden Legenden von Elminster-Teilen - AdR]. Das sorgt für einen stringenten Schreibstill,
den die verschiedenen Übersetzer auch konsequent halten können, sowie für immer wiederkehrende Charaktere.
Der
erste Roman (in der Folge wird bei der Nummerierung der Romane immer von der dt. Reihe ausgegangen) Der dritte
Sohn stellt die wichtigsten Charaktere vor und erzählt von der Jugend des Hauptcharakters Drizzt aus dem
Hause Do'Urden. Die ersten vier Romane spielen im Unterreich, einem gigantischen System von Tunneln und Höhlen
unter der Erdoberfläche der Vergessenen Reiche.
Im ersten Roman wird die Jugend von Drizzt, dem Hauptcharakter und Helden der Reihe, beschrieben. Er muss lernen
trotz seines Mitleids und seiner Naivität in der grausamen und betrügerischen Gesellschaft der Drow zu
überleben. Durch seinen Lehrmeister Zaknafein in seinen Ansichten bestärkt, kommt er zur Kriegerakademie
wo er zum besten Krieger seiner Altersgruppe wird. Drizzt muss sich jedoch nicht nur gegen die Feinde seines Hauses
und interne Machtkämpfe innerhalb seiner Familie kümmern, sondern ist auch bemüht seine eigenen
Ideale trotz vieler Rückschläge zu behalten.
Im
zweiten Buch Im Reich der Spinne werden Drizzt Feinde immer offensichtlicher und es werden mehrere Mordversuche
gegen ihn unternommen. Während seiner Zeit bei den Wachgängen in den Tunneln um Menzoberranzan, der Dunkelelfenstadt,
freundet sich Drizzt mit dem magischen Panther eines seiner Feinde an. Guenhwyvar, so der Name des Panthers kann
durch eine Statue von einer anderen Existenzebene gerufen werden und zu Drizzt bestem Freund. Bei einem Wachgang
stoßen sie auf eine Gruppe von Svirfneblin, Tiefengnomen des Unterreichs. Bei Drizzt Kampf gegen ein beschworenes
Erdwesen versucht ein Dunkelelfenmagier und Feind von Drizzt Haus ihn mit einem Feuerball zu töten, scheitert
jedoch an dem Geschick des Dunkelelfenkriegers. Bei den Tiefengnomen befindet sich Belwar, der Führer der
Tiefengnomexpedition, den Drizzt verschonen möchte. Dies wird jedoch durch Drizzt älteren Bruder vereitelt,
der dem Tiefengnom "zur Strafe" beide Hände anschlägt. Derweil ist die Spinnengöttin Lloth
äußerst unerfreut über Drizzt, der bei einer Expedition an die Oberfläche ein Elfenmädchen
verschonte. Um das Haus Do'Urden wieder in die Gunst der Spinnengöttin zu bringen, plant die Oberin Malice,
Drizzt Mutter, seine Opferung. Zaknafein opfert sich jedoch um seine Ideale und seinen Schüler zu schützen.
Von dieser Erkenntnis erschüttert versucht Drizzt Menzoberranzan zu verlassen. Auf dem Weg wird er jedoch
von zwei seiner ärgsten Feinde angegriffen, die ihn töten wollen, darunter auch der Magier dem Guenhwyvar
gehört. Nach kurzem Kampf ist Drizzt von sich selbst entsetzt und beschließt nie mehr einen Dunkelelfen
zu töten. Guenhwyvar schließt sich ihm an und beide verschwinden in den Tunneln des Unterreichs um fern
von den anderen Dunkelelfen zu leben.
Der
dritte Roman behandelt Drizzt leben, oder besser gesagt überleben, in der "Wildnis" der Tunnel.
Fernab von jeglicher Konversation und Gesellschaft von freundlich gesinnten Humanoiden verkommt er fast zum gefühlslosen
Wilden. Einzig sein Freund und Gefährte Guenhwyvar rettet ihn davor. Eines Tages trifft Drizzt jedoch auf
eine Expedition der Tiefengnome und beobachtet sie. Durch die, wenn auch ferne Gesellschaft fühlt er sich
so beflügelt, das er beschließt den Gnomen zu folgen und in ihrer Stadt um Asyl zu bitten. Allerdings
sind die Dunkelelfen, zu denen Drizzt trotz aller moralischen Abweichungen auch zählt, als erklärte Feinde
der Tiefengnome bekannt, so das er zunächst in Gefangenschaft gerät. Aufgenommen und in die Gesellschaft
der Gnome wird er jedoch durch einen alten Höhlenvater und Veteranen der Stadt, der einst durch die Dunkelelfen
beide Hände verlor...
Inzwischen ist Drizzt Mutter dabei Pläne zu schmieden um ihren Sohn zu vernichten und
somit wieder die Gunst der Spinnenkönigin zu gewinnen. Durch einige Beschwörungen und Anrufungen Lloths
gelingt es ihr den Körper Zaknafeins wieder zu beleben und unter ihre Kontrolle zu bringen. Drizzt wird ab
nun von seinem ehemaligen Waffenmeister und Lehrer durch das Unterreich verfolgt. Die Gnome, die durch einen Informanten
davon erfahren, schicken Drizzt aus der Stadt, damit sie nicht Ziel eines Angriffs werden. Belwar, der Tiefengnom,
dem seine fehlenden Hände durch magische Arbeitswerkzeuge ersetzt wurden, hat inzwischen tiefe Freundschaft
zu Drizzt geschlossen und begleitet ihn auf seinem weiteren Weg durch das Unterreich.
Im
Zeichen des Panthers ist der vierte Band der Reihe. Belwar und Drizzt ziehen gemeinsam durch das Unterreich,
werden jedoch von einer Gruppe Gedankenschindern oder Illithiden gefangen genommen und magisch ihrem Wille beraubt.
Zaknafeins Körper verfolgt die beiden bis in die Stadt und kämpft sich durch die Illithiden bis zu Drizzt
durch, der durch die Verwirrung der Gedankenschinder wieder seinen freien Willen bekam. Während sich die beiden
in einem Duell gegenüberstehen, übernimmt der Geist von Zaknafein kurzzeitig die Kontrolle über
den Körper und tötet sich selbst in einem Säuresee. Drizzt ist über den erneuten Verlust seines
Lehrmeisters tief betrübt und beschließt auf die Oberfläche zu reisen. Belwar fürchtet sich
jedoch vor der Oberfläche und kehrt in die Gnomenstadt zurück, nicht jedoch ohne Drizzt mit Karten zu
versorgen, die ihn sicher aus dem Unterreich führen. Derweil hat das Haus Do'Urden durch die Selbsttötung
Zaknafeins endgültig die Gunst der Spinnenkönigin verloren und wird bei einem Angriff eines anderen Hauses
fast völlig vernichtet. Drizzt Bruder gelingt jedoch die Flucht indem er sich einer Söldnergruppe verpflichtet.
Drizzt
Ankunft in der Oberflächenwelt und seine ersten Erfahrungen mit den Bewohner dieser Welt sind im fünften
Buch, In Acht und Bann beschrieben. Er beschließt sich einer menschlichen Familie, die er vor Gnollen
beschützt hat vorzustellen. Die Menschen allerdings fürchten Drizzt, da sie Dunkelelfen nur als bösartige
Mörder kennen. Durch einen Waldläufer geleitet machen sie sogar Jagd auf Drizzt, der nur wiederwillig
gegen sie kämpft. Von Rache getrieben, schwört der Waldläufer Drizzt um jeden Preis zur Strecke
zu bringen. Unterdessen planen zwei magische Wesen einer anderen Existenzebene ebenfalls die Vernichtung von Drizzt,
da dieser ihre Späher, getötet hatte. Durch ihre magischen Fähigkeiten verwandelt sich einer in
einen Dunkelelfen und tötet die Familie, die Drizzt zuvor beschützt hatte und hinterlässt am Tatort
einen vom Dunkelelfen erbeuteten Säbel. Ab nun wird Drizzt auch von der örtlichen Obrigkeit, einer adligen
Waldläuferin und ihren Abenteuerfreunden verfolgt.
Drizzt steht nun zwischen allen Fronten und beschließt die hingemetzelte Familie zu
rächen. Er tötet die Monster die ihm die Morde angehängt haben und zieht schwer verwundet weiter,
allerdings immer noch von der Adligen und ihren Freunden verfolgt. Die Abenteuergruppe findet jedoch bald darauf
die Leichen der Monster und schlussfolgert das Drizzt nicht der Täter sein kann. Da Drizzt ihnen später
sogar noch hilft, nachdem sie in einen Hinterhalt gefangen sind, beschließen sie ihn nicht mehr zu verfolgen
und ihn für Straffrei zu erklären.
Während des folgenden Winters legt sich Drizzt mit einem Orkstamm an und trifft während
einem Kampf auf den blinden Waldläufer Mooshie. Die beiden werden Freunde und Drizzt erlernt von ihm die Sprache
der Menschen und seine wahre Bestimmung. Der blinde Mann lehrt den Dunkelelfen den Umgang mit der Natur und den
Respekt vor Tieren und Pflanzen, die Dinge, die einen Waldläufer auszeichnen.
Der
letzte Band Der Hüter des Waldes schildert dann den finalen Konflikt des Orkstammes mit Mooshie und
Drizzt. Es gelingt den beiden die Orks aus den Wäldern zu vertreiben und Frieden zu finden. Jedoch stirbt
Mooshie später an seinem hohen Alter und Drizzt zieht weiter ins Eiswindtal um dort eine Heimat zu finden.
Man misstraut ihm auch dort, gibt ihm jedoch die Chance sich zu beweisen. Als Wächter eines Bergpasses schließt
der Dunkelelf Kontakt zu einem jungen Mädchen, dessen zwergischer Adoptiv-Vater Drizzt jedoch meiden möchte
und ihr verbietet sich mit ihm zu treffen. Nachdem Drizzt ihm jedoch das Leben rettet ändert er seine Meinung
und heißt ihn in seinem neuen Zuhause willkommen.
R.A. Salvatore gelingt es über die sechs Bücher hinweg den Leser durch seinen flüssigen, einfachen
und dennoch gehobenen Sprachstil zu überzeugen. Ob er nun die Intrigen in der Dunkelelfenstadt, sowie deren
Gebräuche schildert oder dem Leser Drizzt Gefühlsleben offenbart, immer ist es interessant und spannend
zu lesen.
Dabei ist die Entwicklung des Hauptprotagonisten Drizzt DoÙrden interessant zu verfolgen.
Er wandelt sich von einem naiven Kind zu einem Erwachsenem Krieger mit Moralischen Grundsätzen. Salvatore
bietet nicht nur klassische Fantasy-Handlung und -Unterhaltung sondern bereichert die Literatur mit seiner Schilderung
der Gesellschaft der Drow und dem relativ kurzen Ausflug in die Stadt der Ilithiden.
Dabei ist Drizzt nicht nur eine tragische, sondern durchaus auch eine komische Gestalt. Seine Unwissenheit über
die Tiere der Oberwelt führt z.B. zu einer köstlichen Begegnung mit einem Stinktier. Sollte man diese
Bücher in einer Buchhandlung entdecken so kann man beruhigt zugreifen. Es ist einfache und sehr unterhaltsame
Lektüre auf etwas höherem Niveau.