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VERGESSENE REICHE - BUND DER HARFNER

  Gattung:

Sprache:

Autor:
Verlag:
Erschienen:

Ausgabepreis:

ISBN:
Quellenbuch

Deutsch

Ed Greenwood
Amigo
1999

15 Euro / z. Zt. ca. 5 Euro

3-933-17126-1

Ausstattung: Quellenbuch für die Forgotten Realms, Hardcover, 112 Seiten DIN A4, Amigo Artikel- Nr. 8104

Die, die an der Harfe zippeln

Jetzt ist es schon soweit, dass ich mich selbst zitieren muss: Schrieb ich bei der Rezi zu Drachenkult noch, "Endlich keine Tonnen von Zaubern, Mega-Monstern und hochgradigen NSCs", ist das Fazit hier einfach! Man streiche die Worte "endlich" und "keine" und schon hat man eine ausreichende Beschreibung.

Gut, gut, natürlich wollen wir das Werk hier näher betrachten. Die Aufmachung entspricht denen anderer Quellenbücher: Schönes, schwarzes Hardcover, vorne rundes Coverbild (mit zwei Harfnern) und ein Hochglanzkaro aus Harfen, dem Symbol der Harfner.


Was sind eigentlich die Harfner???

Der Bund der Harfner oder auch "Die, die Harfe spielen" sind eine lose, elitäre Organisation in der Kampagnenwelt Vergessene Reiche auf der Seite des Guten, die letzte Wehr gegen den Drachenkult, die Roten Magier von Tay oder die Zentarim. Das Bild der Harfner, welches hier gezeichnet wird, scheint mir jedoch sehr übertrieben: Konkurrenzlos gut, unmöglich als Spion in ihre Strukturen einzudringen (WEIL geht nicht - einen logisch-nachvollziehbaren Grund habe ich nicht gefunden), überall und doch nicht zu greifen. Auch elitär und lose sind meist Gegensätze, elitäre Gesellschaften geschlossen. Naja, darauf gehe ich in den einzelnen Kapiteln auch noch ein.

Kommen wir derweyl erstmal zu Autor Ed Greenwood, DEM Autor der Forgotten Realms, der ihnen ein Gesicht verliehen hat. Und beispielsweise mit Elminster oder Khelben Blackstaff einige seiner wichtigsten NSCs. Ich selbst hatte mal das Vergnügen, ihn auf einem Hannover spielt! (als der Con noch führend war) zu treffen. Sicherlich ein hervorragender Erzähler und Autor, eine herausragende Persönlichkeit, der selbst auch an Elminster erinnert in seiner kautzigen Art, aber nicht zu unrecht als Hardware-Fetischist verschriehen, allein wenn ich an seine Dragon-Artikel denke.


Litternei des Inhalts:

Im ersten Kapitel geht es um den "Kodex der Harfner", jenes Ehrgefühl, das Leute dazu motiviert, sich gegen das Finstere in der Welt zu stellen (klingt pathetisch, wird aber genauso rübergebracht). Neben den eigentlichen Harfner-Abenteurern gibt es eine Vielzahl Informanten (Wer bezahlt die eigentlich? Keiner - Warum machen die das dann? Doch nicht etwa aus puren Uneigennutz) in Dörfern und Städten der Reiche sowie sogenannte Herolde, (natürlich) Wappenkundige und Berater Adeliger, mittlerweile eine unabhängige Fraktion, hervorgegangen aus den Harfnern. Das ganze wäre auch durchaus gelungen, wenn da nicht, ja wenn da nicht "Ein Jahr im Leben eines Harfners" wäre. Hier steht niedergeschrieben, wie ein Jahr im Leben eines typischen (!) Harfners aussieht (na gut, überrascht auch nicht bei der Überschrift...): Etwa 230 Agenten des Tay ausgeschaltet, den Drachenkult dreimal komplett und einmal halb vernichtet, drei Trilliarden Mal die Welt gerettet, gähn, was soll das??? Und dann noch der Nachsatz "einige von ihnen (den Harfnern) haben in diesem Jahr sogar noch aufregendere Zeiten erlebt". Ruhig bleiben, Jungs!

Nebenbei ist mir noch etwas aufgefallen: "...bla bla ätzend bla bla..." Ja, was ist denn das? Skandal! In einem Fantasy-Quellenbuch gehört wohl nicht so ein Wort, was hat der Übersetzer denn da gemacht? Da kann doch keine Stimmung aufkommen.

Ein einseitiger Entschädiger sind die Runen der Harfner - ich kann mich an einen gelungenen RP-Abend erinnern, eine gemütliche Party (! - wurde übrigens im D&D-Film mit Kaffeekränzchen übersetzt - LOL) , als diese auf eine Rune, Gefährlicher Ort (oder Gefahr in Verzug...) stießen und danach die Post abging. Naja, jedenfalls für jedermann gut intime und atmosphärisch einzusetzen.

Das folgende Kapitel, die "Geschichte der Harfner" umreißt die Vergangenheit dieses Bundes. Ein wenig läßt sich das auf "klein entstanden, größer gewachsen, sich übermächtigen Gegnern gestellt, besiegt - aber halbvernichtet, wieder in den Untergrund zurück und auf den Eingang rückgekoppelt und das ganze dreimal durchlaufen" reduzieren. Interessant, aber nicht spannend. Hätte man beispielsweise intime aus Sicht eines jungen Barden-Harfners erzählen können und so viel Flair einbinden.

"Harfner heute" bietet Ansätze für Abenteuer und Kampagnen. Kleine und große Schweinereien, von Drachenkult oder den roten Magiern von Tay organisiert, die es zu bekämpfen gilt. Gelungen, ein wenig zu kurz.

"Meisterharfner" beschreibt eine besondere, "erwählte" Art von Harfnern, welche von ihren Göttern erwählt werden. Im Gegensatz zu Priestern, die ja auf einen Gott "spezialisiert" oder fixiert sind, bekommen diese Harfner von einem ganzen Konglomerat aus guten und neutralen Göttern Vorteile verliehen. Liebe SL, laßt da bloß die Finger von!!!

Kommen wir zu den erwähnten "Hohen Herolden". Diese Organisation wurde vom BdH gegründet, um Einfluß auf die verschiedenen Adeligen der nördlichen Regionen zu haben und ihre Zerstrittenheit zu wahren (!!!). Dies soll geschehen, damit sich nicht ein neuer, mächtiger Herrscher aufschwingen kann. Denn selbst wenn dieser nicht böse (grausam, diktatorisch) ist, einer, der auf ihn folgt, könnte böse sein. Eine abstruse Logik, die sicherlich mal wieder zu Diskussionen über das Gesinnungsprinzip von gut/böse führen wird und um mal einen Bogen zum hier und jetzt zu schlagen, an die Logik einiger (sogenannter) Anti-Terror-Gesetze nach dem 11. September (beides übrigens heiße Anwärter auf das Unwort des Jahres 2002) erinnert! Zum Glück haben die Herolde beizeiten dies selbst erkannt und sich vom BdH unabhängig gemacht. Aus dem Bund ist ein lockeres Band geworden... Unterkunft, Versteck und Nahrung wird dem BdH sicherlich weiterhin gewährt im Austausch gegen Informationen und Nachrichtenübermittlung. Das Kapitel ist durchaus eines der besseren, die Herolde werden interessant beschrieben.


Zuflucht , Hardware & Magie:

Natürlich haben die, die an der Harfe zippeln auch einige Treffpunkte, sogenannte "Hallen der Harfner" (spätestens hier fällt auch die kreative Überschriftenwahl auf). Darunter sind auch einige legendäre, wie die Zwielichthalle, die Harfnerhalle oder der Morgenglanzturm. Sicherlich nicht zu unterschätzende Beschreibungen, sollten die Helden jemals mit diesem Bund zu tun haben und z. B. nach einem erfolgreichen Auftrag auch in diese Hallen eingeladen werden oder gar die Aufnahme in den Bund an sie herangetragen werden (hoffen wir, dass sie ablehnen...). Auch eine Beschreibung der Harfnerzufluchten, kleinen Verstecke überall im Lande. An sich recht nützlich, aber dass diese schon wieder mit magischen Kräften ausgestattet sein müssen (nebenbei, es sind 17), ist unnötig. Ball flachhalten!

Die übertriebenste Überschrift ist wohl "Magie der Harfner: Zauber", da hier nur ein neunstufiger Zauber namens "Lied der Wandlung" beschrieben wird. Leider sind solche hochstufigen Zauber seltenst auch um- und einzusetzen, kommen sie doch einem "Wunsch" gleich. Drei des ersten Grades wäre im Endeffekt interessanter gewesen.

Das nächste Kapitel, "Magie der Harfner: Mag. Gegenstände", ist wohl eher für böse Gruppen geeignet, beschreibt sie doch, was ein Harfner bei sich trägt, wenn er erschlagen wird... Da hat der Autor vorausschauend gehandelt... Natürlich werden die neuen mag. Gegenstände beschrieben, die meisten eher uninteressant, weil auf Barden spezialisiert oder einfach nur nicht im Spiel einsetzbar (AD&D ist doch kein Kindergarten!). Ob Schriftrolle der Xornform, Schwungring oder ein Stecken der Wanderer, manche sind trotzdem gelungen, naja, so halbwegs. Ein Schmankerl, zumindest für Hardwarefetischisten, dürfte die Ansammlung magischer Harfen sein, einige davon durchaus beachtenswert.


Personen nd Persönlichkeiten:

4 Kapitel werden NSCs gewidmet, "Ältere Harfner", "Helden der Harfner", "Einige ausgewählte Harfner" und "Verbündete der Harfner". Bei Helden wird der Platz genutzt, einige aus Romanen bekannte Harfner vorzustellen. Da diese jedoch noch nicht in deutsch erschienen sind, vermutlich für die meisten uninteressant - und die, die die englischen Romane lesen, werden wohl auch dieses Heft im Original sich zugelegt haben. Aber vielleicht ändert sich die Situation, Feder und Schwert übersetzt ja gerade zwei VR-Romanserien! Die letzten beiden stellen einen guten Querschnitt durch verschiedene Harfner-Typen dar. Einsetzbar als kurzweilige Begleiter, durchaus verschiedene Archetypen, OK.

Die älteren Harfner, unter ihnen befinden sich Elminster und Khelben Schwarzstab, sind wegen ihrer allseits bekannten Persönlichkeiten hochinteressant. Aber andererseits verspüre ich bei manchen Sätzen das dringende Bedürfnis, mich an die Stirn zu fassen. So wird erklärt, dass Elminster der einzige Charakter der VR ist, der auch unsere Welt besucht hat (Naja). "Daher kann er auch in moderner Umgangssprache Dampf ablassen und kennt einprägsame Begriffe und berühmte Zitate unserer Welt, wenn der Spielleiter möchte, dass er sie kann." Würg! Was soll denn so eine Schxxxe??? Natürlich ist im Rollenspiel Platz für kleine Späßchen, sehr viel sogar. Natürlich kann man auch mal sowas einbringen, aber dann zu versuchen, es auf diese hintergründige Art zu erklären! Was für ein Müll! Wenn es schon nicht als Spaß durchgeht und die Spieler eine sachliche Erklärung benötigen (!!! - sollten solche Gruppen existent sein, bitte bei mir melden), dann doch eher, dass solcherley Zitatwerk auch im erlauchten Faerun entstanden sein koennte, gemeines Volk!

Lacher #2: Elminsters immerqualmende Pfeife. Seine Pfeife ist Kult, aber dass sie u. a. mit einem Teleportationszauber belegt ist, um immer Tabak zu haben... Erinnert mich irgendwie an einem Autofahrer, der einen Tankzug an seine Karre anspannt, um nicht mehr tanken zu müssen. Einen hochstufigen Zauber, dessen Anwendung zumindest als Dienstleitung wohl mehrere tausend Goldmünzen kostet, um einigen Tabak (im Wert von Silbermünzen maximal) in die Pfeife zu teleportieren??? Das entzaubert einen Elminster! Mir gefällt der geheimnisvolle Typ, der Andeutungen macht, meist nicht zu Hause ist und etwas ausstrahlt, natürlich auch Macht! Wie z. B. in der Randal Morn-Kampagne, wo er vernünftig beschrieben wird oder auch bei Baldurs Gate!

"Gegner der Harfner" beschreibt leider viel zu knapp die Feinde des BdH, einige wurden ja schon genannt, wie Drachenkult, Zentarim, Roten Zauberer von Tay, aber auch bisher unerwähnte, wie Verzerrte Rune, Rundeen, Dunkle Dolch, die Eldreth Veluuthara oder die Malaugrym. Höchstinteressant, das geht den meisten Spielleitern vermutlich so und ist daher enttäuschend kurz (durchschnittlich 1 Spalte gleich ´ne Drittel Seite). Da gerade diese Gruppen in vielen Abenteuern auftauchen könnte, hätte man ein ausführlicheren Moment hier verweilen sollen.

Den Abschluß bilden einige Typs, wie man einen Beitritt zu den Harfnern gestalten könnte, einige Balladen der Harfner, die sehr gelungen wirken, von mir aber nicht auf Singbarkeit geprüft wurden (...) und als Monster den Geisterhaften Harfenspieler, der mir eher unnötig erscheint.

Fazit:

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass ich schon enttäuscht war, genoß ich doch mit dem Drachenkult ein Werk auf höchsten Niveau. Hier sind die Kapitel extrem kurz, hardwarelastig und bezeichnend ist auch, dass der erste Intime-Satz irgendwo in den 80ern auftaucht. Trotzdem, manches ist hochspannend, anderes auch gut im Spiel verwendbar (schließlich ist es ja ein QUELLENbuch) und zu dem reduzierten Preis kann man auch nicht meckern. Also, Ball flachhalten und einsacken...

[Ingo Schulze]

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